Deadpool 2 – Super Duper $@%!#& Cut (USA 2018)

Der Söldner mit der großen, wirklich sehr, sehr großen Klappe ist zurück, um der endlosen Masse an Superhelden-Filmen, die nach wie vor und fast pausenlos auf die Kino-Leinwände hetzen, mit purem selbstironischen Verständnis das Fürchten zu lehren. Das, was in DEADPOOL (USA 2016) bereits besonders gut geklappt hat, scheint der Fortsetzung sogar noch einen Tick besser zu gelingen.

In DEADPOOL 2 (USA 2018) tötet sich der vom Krebs entstellte, aber unsterbliche Wade Wilson durch eine Vielzahl namenloser Bösewichter und hat dabei stets und ständig einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit dem er die Situation mit popkulturellen Anspielungen kommentiert und dabei auch sehr gerne die vierte Wand durchbricht und die Zuschauer selbst anspricht. Ein Film möchte den Zuschauer nie daran erinnern, dass man gerade einen Film sieht, sondern will die Welt des Filmes erleben lassen. Wade Wilson sieht das anders und DEADPOOL 2 (USA 2018) macht keinen Hehl daraus und kommentiert sich stets und ständig selbst als Produkt aus Hollywood. Und wie für Fortsetzungen als ungeschriebenes Gesetz gilt, macht der Film das wohl um Längen häufiger, als noch das Original.

Alsbald steht der Held, halt, nein, der Antiheld Wade Wilson vor den Scherben seines Lebens und dem Verlust seiner großen Liebe. Wie in UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER (USA 1993) versucht Wade Wilson es ebenfalls, sich das Leben zu nehmen – für einen Unsterblichen eine unlösbare Aufgabe. Ohne weitere Ideen, treibt es Wade Wilson sogar in die Villa von Prof. Charles Xavier und zu den X-Men – eine Kombination, die schon von allein weiß, dass sie nicht passt. Irgendwo in der Geschichte von DEADPOOL 2 (USA 2018) verbirgt sich aber auch für Wade Wilson noch etwas, was für sein weiteres Leben sinnstiftend sein kann, doch das muss erst noch gefunden, erkannt, drum gekämpft und erhalten werden. Und das Erkennen ist für den Söldner mit der großen Klappe die vielleicht größte Herausforderung.

Inhaltlich lässt sich über DEADPOOL 2 (USA 2018) noch viel sagen, denn im Vergleich zum Original scheint der Film tatsächlich über eine interessante Geschichte zu verfügen. Auch über die Charaktere, die derben Witze, die Doppeldeutigkeiten und das Dauerfeuer an Lachern ließe sich noch viel sagen, aber um es abzukürzen: Wer bereits mit DEADPOOL (USA 2016) etwas anfangen konnte, ist auch hier eindeutig gut aufgehoben. Wer den ersten Teil enttäuschend fand, dieser Art von Film aber nicht abgeneigt ist, sollte der Fortsetzung unbedingt noch eine Chance geben. Abgesehen von den manchmal zu eindimensionalen Bösewichtern ist alles andere etwas wunderbar absurdes für die Lachmuskeln – oder wie Wade Wilson es ausdrücken würde: Ein Film für die ganze Familie! *

* Nicht zwangläufig die Meinung des Autoren.

Hervorzuheben ist übrigens noch die hervorragende Marketing-Kampagne von 20th Century Fox, die bereits für das Original besonders auffällig war. Die Vorliebe von Wade Wilson für popkulturelle und selbstironische Kommentare wurde vielfältig in Postern, Trailern, Tweets etc. eingesetzt. Ryan Reynolds, der Wade Wilson spielt, glänzt einmal mehr in der Rolle – ganz anders als GREEN LANTERN (USA 2011) passen das rote Outfit und die Möglichkeit, ohne Ende quasseln zu können, wie angegossen. Die humorvolle Art von Ryan Reynolds -manchmal nett, freundlich und naiv, manchmal grenzüberschreitend gespielt – passt hervorragend zu dieser Rolle. Einfach mal bei YouTube ein paar Clips mit Ryan Reynolds bei den Late-Night-Shows von Jimmy Fallon oder Stephen Colbert suchen und die Shows genießen. Daher ist auch sehr davon auszugehen, dass er, dank der Freiheit zur großen und grenzüberschreitenden Klappe, die die Maske der Rolle gewährt, während der Dreharbeiten viel improvisiert haben wird. Zumindest steht sein Name auch im Vor- und Abspann als Autor unter Drehbuch – und das sicherlich sehr verdient.