UNI (UN)Gebändigt

Neuer Heuler. Neue Kolumne. UNI (UN)GEBÄNDIGT! Als ich vor einiger Zeit angefragt wurde, ob ich eine neue Kolumne starten würde, die einen Einblick in das manchmal kuriose “Verhältnis” von Studium und Lehre / Studierenden und Lehrenden gibt, da musste nicht lange überlegt werden. Et voilà, Beitrag #1: Leesn Ghet. Schirbeen Lfuät!, Beitrag #2: Grenzen(los).

 


 

Uni (un)gebändigt: Leesn Ghet. / Schirbeen Lfuät!

 

Clemens Langer … schreibt gerne für den heuler, um vor allem auch an seinem Schreibstil zu schreiben, äh, schrauben.

Wer kennt es nicht: „Während du mit mir sprichst, korrigiere ich in Gedanken deine Grammatik.“ Als Pedant, was Rechtschreibung und Grammatik angeht, hat man es in der Lehre oft nicht leicht. Die Verlockung ist groß, den Rotstift nicht nur für inhaltliche Anmerkungen zu verwenden, sondern sofort in den Korrekturmodus zu schalten. Beim Lesen lässt sich häufig eine Art Paradigmenwechsel der angewendeten Sprachregeln erkennen. Die Einleitung liest sich noch sauber und flüssig, aber schon kurz danach setzt das Prinzip der Unwahrscheinlichkeit ein, denn es wird immer unwahrscheinlicher, dass das Geschriebene sprachlich noch einwandfrei ist. Kopfschütteln und ein Zittern in den Fingern, die sich dagegen wehren, dem Drang nachzugeben, die Fehler zu markieren, schließen sich an. Ein Moment der gemutmaßten Gewissheit folgt: Die empfohlene Korrekturphase ist ausgeblieben. Zeit war wohl nur für die Überarbeitung der ersten zwei Seiten.

Die Kenntnis um die Regeln der deutschen Sprache ist ein Minenfeld. Der Ausdruck ist es aber, der wahre Perlen hervorbringt. Gerade in geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen scheint man sich, wie Howard S. Becker es vor allem uns Soziologen attestiert, dem Irrglauben hinzugeben, dass ein komplizierter Ausdruck für Wissenschaftlichkeit steht. Aber weit gefehlt: Leserfreundlicher sind kurze und prägnante Sätze. Fehlerfreie Orthographie und Grammatik sollten hingegen selbstverständlich sein. Zumindest wäre das ideal. Wieso? Vor langer Zeit habe ich für einen Freund einen halbseitigen Satz (!) gegengelesen, um herauszufinden, ob sich der Inhalt erschließen lässt. Nach einer Stunde wiederholten Lesens und der Idee, in der Mitte aus einem Komma einen Punkt zu machen, war die Antwort: Ja. Der Disput der nächsten Stunden drehte sich darum, ob der vereinfachende Punkt gesetzt wird, oder das verkomplizierende Komma bleibt. Nun, damals war die Aussage, dass sich der Sinn dennoch erschließen lässt, ein ziemlich gewichtiges Argument der Gegenseite …

 


 

Uni (un)gebändigt: Grenzen(los)

 

Clemens Langer lässt sich auch immer wieder gerne überraschen und in Erstaunen versetzen.

„Ach! Das geht? Das wusste ich gar nicht!“ Erstaunen steht den Studierenden ins Gesicht geschrieben. Und das nicht zu selten. Immer wieder begegnen mir diese verdutzten Blicke, wenn ich ein paar Tipps oder Tricks parat habe. Manchmal geht es allein um die Ideen und Möglichkeiten, wie man bei der Abschlussarbeit methodisch vorgehen könnte, und, ob die Studierenden die verfügbaren Freiräume, von denen sie bisher nichts wussten, nutzen möchten. Sie erhalten immer wieder E-Mails von anderen Studierenden, die um Unterstützung bei Umfragen bitten, lesen die Nachrichten und nehmen vielleicht auch an den Erhebungen teil. Im Gespräch stellt sich aber heraus, dass sie im Traum nicht daran gedacht haben, so etwas selbst machen zu können – bis wir genauer darüber sprechen und sie auf einmal Feuer und Flamme sind.

In der Lehre, in der Sprechstunde oder bei zufälligen Plaudereien zeigt sich mir, dass viele unterstützende Angebote der Universität oft nicht bekannt sind oder sie nicht voll ausgeschöpft werden. Einerseits müssten Studierende nur mal die Augen öffnen und die Blicke schweifen lassen, um vieles davon zu entdecken. Andererseits ist es falsch, die Schwäche nur hier zu suchen. Die Universität hat, wie jede andere größere Institution auch, ein Problem mit Transparenz. Vieles bleibt im Verborgenen oder es müssen erst Erklärungen über tausend verschiedene Wege eingeholt werden. Die „Starthilfe: Wissenschaftliches Arbeiten“, welche hilfreiche Downloads anbietet, ist zum Beispiel lange Zeit in den Weiten des universitären WWWs versteckt gewesen. „Ach, hätte ich das mal vor der Abschlussarbeit gewusst.“ Nun geht es aber vorwärts: Neuerdings ist S:WA über www.starthilfe.uni-rostock.de einfacher zu finden. Dennoch: Nicht nur bei Studierenden lassen sich die fragenden Blicke erhaschen – Angestellte der Universität bilden keine Ausnahme: „Ach! Das geht?“ – „Allerdings!“ Die Universität macht sehr viel möglich – wie in Studium und Forschung muss es manchmal nur erst entdeckt werden!