Zwischen Den Büchern (D 2018)

Nirgendwo anders als in einer Buchhandlung musste es sein, dass ich letztens über das Buch, das von den Geschichten ZWISCHEN DEN BÜCHERN (D 2018) erzählt, gestolpert bin. Und so, wie die AutorInnen davon erzählen, wie sie in Buchhandlungen, Literaturhäusern oder anderen literarischen Zusammenhängen von der Liebe überrascht wurden und nicht mehr die Augen vom unerwarteten Gegenüber lassen konnten, so wurden auch meine Augen von dem faszinierenden Cover des Buches und dem Untertitel, WIE MICH DIE LIEBE IN DER BUCHHANDLUNG TRAF, gebannt – und es entwickelte sich bei der Lektüre eine weitere Liebe, gepaart mit vielen Höhen, aber auch unerfüllten Momenten, die Tiefen ähneln.

Die AutorInnen haben Geschichten aus deren Leben für diesen Band in kurzen Beiträgen niedergeschrieben – jede und jeder in einem ganz eigenen literarischen Stil, mal sachlich und übersichtlich, mal erzählerisch und versteckt. Einerseits macht das die Lektüre sehr erfrischend und es lässt sich bei der Lektüre viel spannendes, herzliches, kurioses und bewegendes entdecken. Andererseits geht bei dieser Aneinanderreihung etwas verloren – oder besser gesagt, es ist gar nicht erst vorhanden. Es sind echte Geschichten und es stehen echte Leute im Hintergrund. Vielleicht ließe es sich schöner miteinander verbinden, als die Hinweise zu den Autoren nur im üblichen Stil an die Standard-Position am Ende des Bandes zu setzen. In meiner Vorstellung wäre diese Information eine schöne Einleitung zum jeweiligen Beitrag. Das ist allerdings nicht wirklich ausschlaggebend für mich.

Denke ich stattdessen an den Titel und erst recht den Untertitel, folgt unweigerlich das Gefühl, das ich verspüre, wenn ich in einem Laden zwischen den Büchern stehe. Diese Zeit kann ein wundervolles Gefühl und Erlebnis mit sich bringen. Die Vermutung liegt nah, dass sich die Leserschaft des Buches schnell von dem Titel angesprochen fühlt – so ging es mir schließlich auch – und sofort die Vorstellung, die man mit dem Streifen durch Buchhandlungen verbindet, in Kopf und Herz treten. Es ist die Liebe zu diesen Läden, um die es geht. Deshalb hatte ich auch zu Beginn der Lektüre ein Problem mit der Anordnung der Beiträge, denn gleich der zweite hat mich sehr aus dem Konzept gebracht. In Blick auf den Titel und das in Aussicht gestellte erschien mir dieser unpassend – zumindest an dieser Position.

Der Band verschenkt nicht nur in der Reihenfolge der Beiträge besondere Möglichkeiten, um die Leser noch mehr anzusprechen. Zwischendrin wäre es interessant, ein wenig Fakten zum Buchhandel zu platzieren, damit man mehr über diese Orte erfährt, an denen sich leidenschaftliche Leser sehr wohl fühlen. Mir liegt der Band THE MOVIEGOER’S COMPANION (UK 2004) von Rhiannon Guy vor Augen, in dem außergewöhnliche Fakten und Einblicke in die Welt des Films gegeben werden. Ein besonderes Merkmal ist, dass neben jeder Seitenzahl ein filmischer Fakt passend zu dieser Zahl geliefert wird. Ein paar zusätzliche Informationen und Anekdoten aus der Welt der Bücher würden für die Liebe und Leidenschaft der Leserschaft bestimmt wohltuend sein.

Was man noch hätte machen können, ach, damit lassen sich – wie üblich – Listen füllen. Das bedeutet noch lange nicht, dass mit diesem Band nichts stimmt. Im Gegenteil, hier wird durchgehend eine kurzweilige und anregende Lektüre geboten, die einem wahren Genuss gleichkommt. Besonders (sc)h(m)erzlich ist der wunderbare Beitrag von Sergio Bambaren, es ist EINE LEKTION IN SACHEN LIEBE, S. 39-48. Eine schöne Erkenntnis, die ich entdeckt habe und von der selbst der Autor vielleicht gar nicht weiß, dass er sie hineingelegt hat, findet sich in VEILCHEN UND EIN HAUCH VON BERGAMOTTE von Urs Faes, S. 61-68. Über zwei Seiten und mehrere Absätze verteilt er wunderbare Beschreibungen, die jede für sich auf etwas ganz besonderes verweisen. Verbindet man diese drei elegant miteinander, entsteht … es sprechen nur die Worte, ohne weitere Worte:

Man braucht nur einen Menschen …

… denn nirgends sind wir so sehr bei uns …

… [im] Paradies.

ZWISCHEN DEN BÜCHERN (D 2018) ist sehr vieles, aber einiges auch nicht. Das sollte aber jeder, der gerne zwischen Büchern steht und lebt, selbst entdecken und entscheiden. Schade ist eigentlich nur, dass es Beiträge von beruflichen AutorInnen sind – deshalb, weil deren Werke als Bücher in den Buchhandlungen ausliegen. Treten sie dort live in Erscheinung, wie es in den Geschichten häufiger durch Lesungen passiert, ist das nur eine Ausnahme. Es ist etwas, was normalerweise nicht in das Bild der Buchhandlung gehört. Das wahre Bild ist von der Kundschaft, den Lesern, geprägt. Eine gern gesehene und gelesene Fortsetzung darf für mich daher die Liebes-Geschichten hervorheben, die zwischen diesen Unbekannten entstehen, die nur durch die Bücher, welche auch immer, miteinander verbunden werden. Der Untertitel WIE MICH DIE LIEBE IN DER BUCHHANDLUNG TRAF ist erst dann wirklich zutreffend.

4 out of 5 stars