FUTURAMA (USA 1999-2013), über die Jahre hinweg habe ich zufällig immer mal wieder vereinzelt Folgen der Zeichentrick-Serie von Matt Groening und David X. Cohen gesehen. Der bisherige Eindruck war immer: Witzig. Punkt. Das war es dann, mehr hat die Serie auf die Schnelle nicht bei mir erreicht. Das sieht jetzt aber ziemlich anders aus.
Inzwischen habe ich die Serie vollständig gesichtet und bin zutiefst davon beeindruckt. Witzig, das ist die Serie durch und durch. War der erste Eindruck damals aber, dass die Serie eigentlich nur auf Klamauk und Absurditäten baut und eine genau so geartete Welt zeigt, wie sie auch bei dem großartigen IDIOCRACY (USA 2005) gegeben ist, zeigt sich bei genauerem Hinsehen etwas ganz anderes: Diese Welt des Jahres 3000, in die der Liefer-Junge Fry gelangt, nachdem er am Silvester-Abend des Jahres 1999 “versehentlich” in einem Cryo-Labor für tausend Jahre eingefroren wurde, ist gar nicht so absurd, auch wenn Absurditäten immer wieder eine wichtige Rolle spielen. Vielmehr bietet die Serie durchdachte Science-Fiction – und die beste Science-Fiction, egal zu welchem Zeitpunkt sie spielt, ist wohl immer diejenige, die die gesellschaftliche Gegenwart der Zeit, zu der sie entstanden ist, kritisch reflektiert. Und so lässt sich die Zeit von 1999 bis 2013, in der die Serie entstanden ist, auch immer wieder deutlich in der Zukunft von FUTURAMA (USA 1999-2013) erkennen.
Neben SOUTH PARK (USA 1997-?) ist FUTURAMA (USA 1999-2013) vielleicht die gesellschaftskritischste Zeichentrick-Serie, die es ins TV geschafft hat. Während SOUTH PARK (USA 1997-?) allerdings gnadenlos schonungslos und kompromisslos ist, haben Fry, Bender, Leela und alle anderen in der Serie aber eine Besonderheit im Angebot: Trotz aller ironischer, sarkastischer und absurder Elemente, die die Serie in Massen bietet, kommt das Herz, das die Geschichten echter wirken lässt, niemals zu kurz. Die Serie glänzt, wenn sie die Charaktere und deren Geschichten in den Mittelpunkt rückt: Fry, der tausend Jahre übersprungen hat und immer wieder daran denken muss, was in der Vergangenheit geblieben und somit verloren gegangen ist, Leela, die für eine einäugige außerirdische Waise mit unbekannter Herkunft gehalten wird, aber eine Mutantin aus den Kanälen unter der Stadt ist, Bender, der trinkende, rauchende, klauende, betrügerische Roboter ohne jedes Verantwortungsbewusstsein, der aber auch immer wieder in Identitäts-Krisen kommt, … und so weiter. Die Charaktere und deren besondere Geschichten machen den Charme der Serie aus, denn hier schlagen ganz besondere Herzen.
SOUTH PARK (USA 1997-?) und FUTURAMA (USA 1999-2013) sind beides Serien, die deftige Töne anschlagen. Während erstere aber gnadenlos soziale Kommentare abgibt und der Gesellschaft immer wieder schonungslos einen Spiegel vor das Gesicht hält, geht man mit letzterer auf eine Reise, die man gemeinsam bestreitet. Deutliche Töne gibt es, aber die Reise in die Zukunft ist ein spannendes, harmonisches und immer wieder herzerwärmendes Erlebnis. Und selbst die menschengroße außerirdische Krabbe Dr. John Zoidberg, der von allen bei “Planet Express” nicht beachtet wird und einem fast durchgehend nur leidtun möchte, bekommt hin und wieder Episoden spendiert, die zeigen, welche Vielfalt und Bedeutung in dem Charakter und für andere Charaktere liegen. Es ist wie in der Wirklichkeit: Wie gehen wir manchmal mit anderen Leuten um, ohne zu wissen oder daran zu denken, was sie eigentlich bieten oder uns vielleicht sogar bedeuten.
FUTURAMA (USA 1999-2013) ist eine Serie gespickt mit Ironie, Sarkasmus und Absurditäten, aber eine Serie für das Herz und mit einem gewissen Faible für Happy Ends.