Ich Weiss Was Du Letzten Sommer Getan Hast (USA 1997)

Dieser Horror-Film, der zusammen mit SCREAM (USA 1996) den Teenie-Slasher wiederbelebte, ist ein Film, der im Laufe der Jahre besonders gut gereift ist und mehr Inhalt liefert, als auf den ersten Blick erkennbar zu sein scheint. Es beginnt mit dem Highschool-Abschluss von vier jungen Freunden, denen die Welt und der Start in neue Leben nun offen stehen. In einer verhängnisvollen Nacht bauen sie einen Unfall und treffen, aus Angst um die Zukunft, die Entscheidung, die Leiche zu verstecken. Allerdings bringt nicht nur dieses Ereignis sie aus der Spur des zukünftigen Lebenswegs, auch jemand anderes meldet sich ein Jahr später mit der unheilvollen Nachricht: “Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast!” Die Sünden der Vergangenheit kehren zurück und verfolgen sie.

Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lois Duncan, nimmt aber große Änderungen vor. Das Drehbuch ist von Kevin Williamson, der bereits SCREAM (USA 1996) geschrieben hatte. In ICH WEISS WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (USA 1997) fehlt jedoch die selbstironische Würze, von der die Reihe um Ghostface lebt. Stattdessen baut er das Thema und die Geschichte schlicht und ohne Schnörkel auf. Daher wirkt der Film auf den ersten Blick auch nicht außergewöhnlich und überragend, sondern durchschnittlich und blass.

Über die Jahre hinweg habe ich den Film immer wieder gesehen und gemerkt, dass er für mich trotz der scheinbaren Einfachheit doch einen besonderen Platz einnimmt und mich nicht loslässt. Zunächst dachte ich, dass es einfach nur an einem gelungenen Unterhaltungswert liegt. Das Geheimnis lüftet sich erst, wie üblich, mit dem Blick auf die Details. Die Charaktere Julie, Helen, Ray und Barry sind vielschichtiger, als zunächst angenommen. Das besondere Spiel der damals noch jungen Schauspieler erweitert das sogar noch.

Die heimlichen Stars sind jedoch nicht Julie und Ray, die eigentlich im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Genau gesehen wirken diese beiden in der konservativen Charakterisierung sogar langweilig und anstrengend. Es sind deren Freunde Helen, die Schönheits-Königin und gescheiterte Schauspielerin, und Barry, der arrogante Football-Spieler, die überzeugen. Das Ex-Paar findet in der Angst und der Sorge umeinander langsam wieder zueinander. Gerade der Charakter der Helen Shivers gibt weit mehr als nur die Stadt-Schönheit her. Sie ist es, die innerlich besonders verzweifelt ist und darunter leidet zu sehen, wie alles, vor allem Freundschaften, um sie herum bereits zerbrochen ist oder gerade zusammenbricht. Sie ist es, mit der man über weite Strecken des Filmes fiebert und zittert.

In manchen Augen wird ICH WEISS WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (USA 1997) nur ein weiterer und durchschnittlicher Horror-Slasher sein – und das ist wohl absolut fair zu sagen. Dennoch ist dem Film die Zeit gut bekommen, denn er lässt sich immer wieder zeigen und ansehen. Und wenn man sich nicht nur beiläufig damit beschäftigt, sondern auch etwas genauer hinsieht, lässt sich eine sehr spannende Geschichte mit eingeschüchterten, verängstigten und auch zerbrochenen Charakteren entdecken, mit denen man sich auf einen Horror-Trip begibt, von dem nicht jeder zurückkommen wird.