Duett VS. Duell:
Doppeltes Spiel?

Hollywoods Regeln: Blockbuster brillieren zum Beispiel häufig durch die klischeehafte und nach gleichem Schema ablaufende Zeichnung von Charakteren und Stories. Neben den gängigen Regeln scheint es aber auch eine unscheinbare und geradezu kuriose Regel zu geben, bei der man sich fragt, wie sie entstanden ist und wer da die Strippen zieht.

Ein wiederkehrendes Phänomen ist, dass konkurrierende Studios im gleichen Zeitraum Filme veröffentlichen, die dasselbe Thema auf ähnliche Art und Weise aufbereiten. Allerdings ist nicht von einem Nachmachereffekt zu sprechen, bei dem man das macht, was für andere schon einmal erfolgreich war. Steckt dahinter vielmehr ein Gesetz der Serie? Oder gewinnt immer derjenige, der den Film zuerst auf die Leinwand bringt? Letzteres war zumindest Mitte der 1990er der Fall, als sich Wolfgang Petersens »Outbreak« (USA 1995) und »The Hot Zone«, die beide den Ausbruch und die Verbreitung von tödlichen Viren thematisieren wollten, im Rennen um den Beginn der Dreharbeiten befanden. »Outbreak« gewann mit einer Nasenlänge Vorsprung, während »The Hot Zone« in der Folge gestoppt wurde. Ein Projekt verschwindet – sicherlich geschieht das häufiger, als man annimmt.

Spannend wird es aber, wenn tatsächlich beide Filme in die Lichtspielhäuser gelangen. Zuletzt lief dort der Action-Film »Olympus Has Fallen« (USA 2013), dicht gefolgt von »White House Down« (USA 2013). Die Handlungen: Das Weisse Haus und der amerikanische Präsident werden von Terroristen angegriffen. In »Pacific Rim« (USA 2013) und der Neuverfilmung von »Godzilla« (USA 2014) kehren nun überdimensionierte Monster und gewaltige Zerstörungsorgien im Doppelpack zurück. Die romantischen Action-Komödien, die mit verantwortungslos eingesetzten Gewaltspitzen gespickt sind, finden sich mit »Knight & Day« (USA 2010) und »Kiss & Kill« (USA 2010) als Paar zusammen. Abseits vom Knall-Bumm-Kino ähnelten sich zudem die Sex-Komödien »Freundschaft Plus« (USA 2011) und »Freunde Mit Gewissen Vorzügen« (USA 2011). Beide verpacken das Finden des richtigen Partners in Geschichten von Freunden, die einvernehmlich, aber unverbindlich miteinander ins Bett steigen – Liebe folgt auf den zweiten Blick. Die Liste lässt sich immer weiter fortsetzen. Die Gebrüder Grimm wurden in »Red Riding Hood – Unter Dem Wolfsmond« (USA 2011), »Snow White And The Huntsman« (USA 2012), »Spieglein Spieglein« (USA 2012) und »Hänsel & Gretel: Hexenjäger« (USA 2013) gleich mehrmals in einem Abwasch modernisiert. Magisch wurde es, als »Prestige – Die Meister Der Magie« (USA 2006) und »The Illusionist« (USA 2006) das Publikum verzauberten. Die Apokalypse deutete sich in »Armageddon – Das Jüngste Gericht« (USA 1998) und »Deep Impact« (USA 1998) gleichzeitig an. Hervorstechend ist auch die Ähnlichkeit zwischen dem indonesischen »The Raid« (RI 2012) und »Dredd« (USA 2012) – aber hier gilt die Hollywood-Regel nicht.

Außergewöhnlich sind jedoch drei Filme, die an sich nichts miteinander verbindet. In zwei davon versuchen die von Leonardo DiCaprio gespielten Charaktere den Verlust geliebter Menschen und die Schuld daran hinter sich zu lassen. Spannend ist, dass sich in »Inception« (USA 2010), »Shutter Island« (USA 2010) und »Black Swan« (USA 2010) zwar komplexe Stories und Figuren entfalten, sich die Lesart aber eindeutiger als sonst wie bei einer Traumdeutung verhält: Alles läuft auf einen Aspekt hinaus. In »Inception« wird dies besonders deutlich. Alle Charaktere und Geschehnisse dienen nur diesem Zweck: Dom Cobb soll den Verlust seiner geliebten Gattin hinter sich lassen. Vor der lauten Action-Kulisse wird also eine intime Geschichte von Trauer und Schuld erzählt. Diese Strukturen weisen auch die beiden anderen Filme auf.

Was folgt nun nach diesen Doppelschlägen? Nichts. Lediglich das Warten auf das nächste Déjà-Vu. Hollywood ist eine Industrie, in der es um Geschäfte, Konkurrenz, Ideenklau und Streit geht. Wie zufällig oder absichtlich diese Wiederholungen sind, bleibt offen. Erstaunlich sind sie aber alle Mal.