Juan Of The Dead VS. Shaun Of The Dead:
Zombifizierte Aufsteiger?

Zombies sind prima im Geschäft. Die post-apokalyptischen Szenarien mit den Untoten haben im Kino, auf DVD oder derzeit enorm erfolgreich im TV mit der kritikergelobten Serie »The Walking Dead« (USA 2010-?) ein äußerst lebendiges Publikum. Die meisten der Filme folgen einheitlichen und schlichten Mustern – Ausnahmen bestätigen wie üblich die Regel.

Zombie-Szenarien vom Ende der Welt laufen meistens nach demselben Schema ab, in dem sich eine Gruppe Überlebender zusammenfindet und sich auf den Weg an einen besseren Ort macht. Zwischendrin entfalten die Charaktere stereotype Verhaltensweisen, die auch immer dazu führen, dass die Gruppe Stück für Stück dezimiert wird. Die Briten, bekannt für tiefschwarze Komödien und großartiges Gangster-Schauspiel, haben mit »Shaun Of The Dead« (UK 2004) aber nicht nur eine Reminiszenz an den ewigen Genre-Klassiker »Dawn Of The Dead« (USA 1978) herausgebracht, sondern auch ein unerwartet tiefgründiges Charakter-Ensemble auf Zelluloid gebannt, hinter dem das Trio Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost steckt. Während »Shaun Of The Dead« ebenfalls den Zombie-Prinzipien folgt, wird aber auch mit den Konventionen gespielt und alles ad absurdum geführt. Hervorstechend ist, dass die Zombie-Epidemie anfangs vor allem vom Protagonisten Shaun nicht so recht wahrgenommen wird, denn was unterscheidet schon die Untoten vom Normalo, bei dem alles auf zermürbender Wiederholung steht? Und so verläuft die Story für Shaun auch in umgekehrter Reihenfolge. Nachdem sich seine Freundin Liz getrennt hat, weil die Beziehung stagnierte und er sich nicht darum bemüht hat, mausert sich Shaun von einem Lebens-Zombie zu einem lebendigen Typen, der die Dinge selbst in die Hand nimmt und gegen die drohende Apokalypse ankämpft. Der Kampf gegen die Zombie-Massen findet in intimer Runde statt, aber der Schritt, den Shaun dabei macht, ist groß. Charme, Skurrilität, Absurdität und blutgetränkte Spritzigkeit zeichnen diese romantische Komödie mit Zombies aus, die einen Platz in den Top 10 von 2004 hat – aber bitte nur im englischsprachigen Original.

Eine ähnliche Katastrophe bahnt sich auf Kuba an, denn von den Amerikanern unterstützte Dissidenten sind auf dem Vormarsch. Das ist zumindest die anfängliche Meinung, als Havanna langsam aber sicher von Zombies eingenommen wird. Der lustlose und entspannt dahinlebende Juan beobachtet mit seinen Freunden zunächst aus der Distanz heraus das Geschehen, wittert aber nach einigen kuriosen und für andere lebensverkürzenden Ereignissen ein ordentliches Geschäft: »JUAN OF THE DEAD, wir bringen Ihre Liebsten um.« Das ist jedenfalls die freundliche Begrüßung, wenn das Telefon klingelt. Gemeinsam mit seinem Kumpel Lazaro, dessen Sohn Vladi California, der Transvestitin La China und deren massiven Schläger El Primo, der beim Anblick von Blut stets in Ohnmacht fällt, nimmt er es mit den Zombie-Horden auf. »Juan Of The Dead« (CUB 2011) ist erfrischend anders. Wie bereits im britischen Pendant wird auch hier großartig mit den Genre-Konventionen gespielt. Shaun und Juan, die Protagonisten in beiden Filmen, sind schlaff-lustlose Zeitgenossen, die nach anfänglicher Irritation in der Zombie-Apokalypse aufdrehen und Stück für Stück einen individuellen Lebensweg finden und sich selbst unter Beweis stellen. Vom passiven Couch-Potatoe werden sie zu aktiven Krisen-Managern.

Eine noch größere Herausforderung als die Zombies bilden für sie aber die besten Freunde, Ed und Lazaro, die immer wieder durch unabsichtliche Querschläger ausbremsen. Aber die Freundschaft ist ein starkes Band. Wer weiß, was die Filme ohne diese Nebenrollen wären. Die Schauspieler Nick Frost und Jorge Molina brillieren. Auch wenn man annehmen könnte, dass »Juan Of The Dead« die britische Variante vielleicht als Schablone verwendet und deren Muster nachzeichnet, so lässt sich am Ende sagen, dass »Shaun Of The Dead« eigentlich nur eine Inspiration gewesen sein kann. Letztendlich sind beide Filme einfach nur die Kinder ziemlich kreativer Köpfe.