Ed Wood zählt zu den schlechtesten Regisseuren aller Zeiten. Wäre das nicht so, hätte Tim Burton nicht die Chance gehabt, diesen unermüdlichen und damenunterwäschetragenden Filmemacher auf Zelluloid zu bannen und dabei zu zeigen, dass bei allem Scheitern nie die Zuversicht verloren gehen muss.
In »Ed Wood« (USA 1994) lernt man nicht nur den Regisseur, sondern auch viele andere interessante Figuren der Filmgeschichte kennen. Nicht zuletzt auch Bela Lugosi, der den Dracula während der Horror-Film-Ära der 1930er-Jahre in den Filmen der Universal-Studios mimte. Von Ed Wood wurde der depressive und morphinsüchtige Glanz-Schauspieler längst vergangener Tage immer wieder zum Weitermachen überredet. Die Motivation, der Fantasie freien Lauf zu lassen, etwas Neues zu erschaffen und das unabhängig von der technisch immer professionelleren Hollywood-Industrie der 1950er-Jahre, zeichnet den Regisseur aus. Ebenso aber auch das Scheitern, denn niemand will seine Filme sehen – und diejenigen, die es tun, schimpfen darüber und halten sie für schlecht. Der scheinbar untalentierte Träumer hält aber an seinen Visionen vom ganz großen Hollywood-Film fest.
War Ed Wood tatsächlich so, wie auf der Leinwand dargestellt? Am Ende scheint es keine Rolle mehr zu spielen, denn so skurril und sympathisch, wie Johnny Depp den Charakter darstellt, wird nicht nur der echte Ed Wood wieder lebendig, sondern auch ein ganz anderer, der auf die Zuschauer eine ganz besondere Wirkung ausübt. Zwar wird aus einem Leben erzählt, aber es rückt in den Hintergrund, wenn man sich von der tragikomischen Ausstrahlung Johnny Depps gefangen nehmen lässt. Der Schauspieler schafft es mit einer atemberaubenden Leichtfüßigkeit nicht nur ein strahlendes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, sondern ein Funkeln in seine Augen zu bringen, das die Leidenschaft seines Charakters am Drehen von Filmen zum Ausdruck bringt. Euphorisch heißt es dann häufig: »Und Schnitt. Die Szene ist im Kasten.« Auch wenn sich der Erfolg nicht einstellt und der stete Geldmangel und andere Sorgen immer ernsthafter werden, die Flamme seiner Leidenschaft erlischt nicht. Der Mann auf der Leinwand schafft es leicht, diese auch beim Zuschauer zum Lodern zu bringen. Ed Wood ist vielleicht auch der Rocky Balboa der Tragikomik.
Ein ebenso abstruser, kurioser, aber zugleich charmanter und vor Heiterkeit strahlender fiktiver Charakter ist Agent Dale Cooper aus der Mystery-Serie »Twin Peaks« (USA 1990-1991). Der Mord an der jungen Laura Palmer führt den Agenten im Trenchcoat in das verschlafene Städtchen. Die Ermittlungen lassen sich aber nur mit einer ordentlichen Tasse frisch aufgebrühtem schwarzem Kaffee beginnen. Egal wo er hinkommt, zuerst muss der Kaffee getestet werden. Im Diner der Stadt findet er sogleich auch den besten Kaffee, den er je zu sich genommen hat. Der Kaffee zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht, mit dem er seinen langen und beschwerlichen Abstieg in die Dunkelheit beginnt, der sich durch die Serie zieht. Dieser schwarze Optimismus ist dabei steter Begleiter und dauerhafte Motivation. Zu Beginn verrät Dale Cooper dem Sheriff auch, was das Geheimnis hinter seiner guten Laune ist. Einmal am Tag soll man sich selbst eine kleine Freude machen. Ungeplant, unerwartet, man soll es einfach geschehen lassen. Ob es nun ein neues Shirt ist, ein Schlummerchen im Bürosessel oder zwei große Tassen mit schwarzem, heißen Kaffee. Das ist es. Der schlichte Moment des Genusses und der Freude, das gibt neuen Anschub. Egal ist, welche dunklen Überraschungen die Stadt und die Leute für den FBI-Agenten bereithalten, in welche Abgründe er blickt und in welche Irrgärten er eintritt. Eine kleine Freude am Tag sorgt dafür, dass die Zuversicht, die Rätsel lösen zu können, an seiner Seite bleibt.
Dale Cooper und Ed Wood sind zwei Perlen der Film- und TV-Geschichte. Anders als Rocky Balboa zeigen die beiden allerdings, dass zum Tatendrang stets auch Leichtfüßigkeit und Entspannung gehören. Selbst dann, wenn es trotzdem abwärts geht.