Starship Troopers VS. Starship Troopers:
Satire-Index?

Im Zuge etlicher Kriegsfilme Ende der 1990er brachte Regisseur Paul Verhoeven die 100 Millionen Dollar schwere Robert A. Heinlein-Verfilmung »Starship Troopers« (USA 1997) in die Kinos. Selten wurde deutlicher, wie sehr Sprachsynchronisationen neue Filme entstehen lassen – und wie schnell deren Konsequenz Indizierung lauten kann.

Die Science-Fiction-Seifenoper, die in einer fernen Zukunft Jugendliche in die gnadenlosen Schlachten mit übergroßen Killer-Insekten schickt, geizt an keiner Stelle mit gewalthaltigen Schauwerten. Schnell wird deutlich, dass eine Freigabe für ein jugendliches Publikum weder damals noch gegenwärtig in Frage kommen konnte. Aber die Freigabe- und Prüfsysteme in Deutschland hatten aus Jugendschutzgründen weitere Einschränkungen in petto. Die Indizierung, die es dem Rechteinhaber unmöglich macht, den Film öffentlich zu bewerben oder anzubieten, folgte 1999. Der Verkauf darf seither nur unter der Ladentheke erfolgen. Besonders interessant sind aber die Indizierungsgründe – vor allem, wenn man die deutsche und englische Sprachfassung miteinander vergleicht. Gerade dann stellt sich die Frage, ob die Originalfassung vielleicht der Indizierung entgangen wäre.

Das Team hinter »Robocop« (USA 1987), Paul Verhoeven und Ed Neumeier, hat hier eine totalitäre Welt erschaffen, die in Symbolhaftigkeit, Verhaltensweisen und Gesinnungen an die nationalsozialistische Zeit von 1933-1945 angelehnt ist. Vielmehr noch, als allein durch die sichtbare Gewalt erkennbar ist, wird das menschenabwertende Verhalten der Charaktere und der Föderation als problematisch angesehen. Insbesondere die Infanterie ist nicht mehr als Kanonenfutter. Das zeigt sich vor allem nach einem Einsatz, als die Medien von 100.000 getöteten Soldaten in nur einer Stunde berichten. Einige Überlebende präsentieren lachend einem angeblich gefallenen Freund dessen K.I.A.-Schein: KILLED IN ACTION. Die Charaktere zeigen keine übermäßige Reflexion von der Welt und den Verhältnissen, sondern nehmen diese als Selbstverständlichkeit an. Von Seiten des Jugendschutzes wird aber eine Stimme der Kritik verlangt.

Der satirische Charakter, der dem Film an sich nachgesagt wird, scheint der Beurteilung zufolge aber nicht oder zu gering vorhanden zu sein, um für ein breites Publikum erkennbar und geeignet zu sein. Zudem stützt man sich in der Entscheidung auf eine Rezension, die den Film als rechten Propagandafilm und pro-militaristisch bezeichnen würde. Aber weder das Eine noch das Andere würde sich ein Hollywood-Studio generell und erst recht nicht bei einer 100 Millionen Dollar-Produktion erlauben. Die Übertreibungen und Absurditäten, sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch, dienen durch die Bank weg der Satire – nicht zuletzt auch der bombastisch-pompöse Soundtrack von Basil Poledouris. Der Film soll also nicht ernstgenommen werden?

Die deutsche Synchronisation bietet nun aber einen gravierend abgewandelten Film. Der erste »Stirb Langsam« (USA 1988) handelte im Original von deutschen Gangstern, die in Deutschland zu internationalen Terroristen wurden. Auch »Das Fünfte Element« (USA 1997) und »Snatch« (UK 2001) haben so Anspielungen auf Deutsche kaschiert. Die Auswirkungen bei »Starship Troopers« sind hingegen weltverändernd. Im Original wird deutlich, dass in dieser Welt die Demokratie gescheitert ist, man am Abgrund stand und Einzelne die Macht übernahmen und Stabilität brachten. Zudem wird zwischen Bürgern und Zivilisten unterschieden, denn nur wer der Gesellschaft gedient hat, kann Bürger mit entsprechenden Rechten werden. Diese Welt muss also eine Normalität für die Charaktere sein. Die deutsche Fassung mildert jedoch alles ab, spricht vom Einfluss der Außerirdischen und nimmt nur eine funktionale Trennung zwischen Zivilisten und Soldaten vor. Das mindert die Chance für den Zuschauer, ein distanziertes Verständnis von der fremden Welt zu erlangen.

Insofern erscheint die Indizierung aufgrund möglicher negativer Auswirkungen plausibel, wenn auch aus den falschen Gründen.