Sly VS. Arnuld VS. The Bruce:
Selbstironische Genrekritik?

Stallone, Schwarzenegger und Willis sind die Action-Legenden der 1980er. Aber bei allem Leinwandkrawall findet sich bei jedem mehr als nur eine Perle in der Filmographie. Hervorstechend sind bei allen die Episoden strahlender Selbstironie.

Als Schauspieler haben die drei Freunde mit den Filmreihen »Rocky« (USA 1976-2006), »Terminator« (USA 1984-2009) und »Stirb Langsam« (USA 1988-2013) jeweils Hollywood-Filmgeschichte geschrieben. Nicht immer sind sie erfolgreich gewesen, aber insbesondere die von Kritikern und Publikum verschmähten Filme sind manchmal eines doppelten Blickes wert, denn sie spielen ungeahnte neue Qualitäten aus. Gerade die rollentypischen Klischees des Action-Genres werden dort von den Repräsentanten des Genres ad absurdum geführt.

Im Science-Fiction-Streifen »Demolition Man« (USA 1993) wird Sylvester Stallones Charakter John Spartan, ein rabiater Held der alten Schule, in ein gewaltfreies, zukünftiges San Angeles versetzt, das diesen unmissverständlich ablehnt. Da Spartans Nemesis Simon Phoenix aber auch in der Zukunft sein Unwesen treibt und die konfliktfreie neue Gesellschaft unfähig ist, Phoenix aufzuhalten, ist man auf den groben Außenseiter angewiesen. Das absurde und nicht wirklich vorstellbare Setting wird aber zu einer spannenden Spielwiese gemacht, um das Action-Kino der 1980er, das Sylvester Stallone zum Star gemacht hat, sowohl wieder aufleben zu lassen, als auch mit einem Augenzwinkern von aller Ernsthaftigkeit abzulenken. So wurde dem inhaftierten Rambo-Verschnitt Spartan im Kälteschlaf eine Vorliebe für das Stricken einprogrammiert, so dass er über Nacht zur Entschuldigung und aus Leidenschaft einfach mal einen Pullover strickt. Umgekehrt ist es ebenso charmant zu erleben, wie eine Figur aus der Zukunft immer wieder versucht, die berühmten Helden-Einzeiler à la »I’ll be back« aus der Vergangenheit zu zitieren und dabei kläglich scheitert.

Zur gleichen Zeit hat auch Arnold Schwarzenegger eine selbstironische und genrereflexive Action-Komödie herausgebracht: »Last Action Hero« (USA 1993). Als Kontraste dienen hier die Unterschiede zwischen der Filmwelt und der Realwelt. Danny Madigan gerät plötzlich in den Film seines Lieblingshelden Jack Slater hinein und ist begeistert von dieser irrealen Welt, wohingegen Slater zusehends feststellen muss, dass alle seine Erlebnisse und sein Leiden nur Fiktion sind und der Unterhaltung dienen. Als er in die Realwelt gelangt, hat alle leichtsinnige Action zugleich auch schmerzhafte Konsequenzen. Vielmehr noch, der eindimensionale Hau-Drauf-Typ entdeckt seine Liebe zu Mozart und wird zu einem facettenreicheren »Weichei«. Ironischer Höhepunkt dürfte wohl sein, als Slater dem Schauspieler Schwarzenegger begegnet und sich darüber beschwert, was er Slater alles angetan habe. Aber »Last Action Hero« ist auch der Inbegriff eines Lehrfilms über die Regeln des damaligen Action-Films, da diese augenzwinkernd offengelegt werden.

Stallone und Schwarzenegger haben damit quasi eine gewagte Wende eingeleitet, die der Zeit vielleicht auch weit voraus war. Die selbstreferentielle Ironie der Filme eröffnete die Möglichkeiten für ein neues Action-Kino. Jedoch war die Nachfrage nach diesen Stars nicht mehr so groß und sollte erst später neu aufleben. Hier setzt nun Bruce Willis ein, auf dessen Konto aber nicht unbedingt die markant-ironischen Filme gehen, in denen der eigene Rollentypus persifliert wird. Sein Meilenstein ist der ebenfalls unterschätzte »Stirb Langsam – Jetzt Erst Recht« (USA 1995). Die Ironie ist dort sehr viel subtiler eingeflochten. McClane ist nicht der Schlauberger, sondern ein Team-Player, der auf andere angewiesen ist. Der Kontrast wird besonders deutlich, wenn Zeus und McClane keine Ahnung von den US-Präsidenten haben, aber ein schlichter, jedoch interessierter Trucker die Lösung kennt.

Bleibt abzuwarten, was die Drei nun gemeinsam schaffen. »The Expendables 2« (USA 2012) steht in den Startlöchern. Wird der Ton ironisch, oder sich selbst doch zu ernstnehmend sein?