Lange bevor Buddy-Action-Komödien à la »Lethal Weapon« (USA 1987) mit Mel Gibson und Danny Glover in Mode gekommen sind, haben Jack Lemmon und Walter Matthau als erfolgreiche Zankäpfel für großartige komödiantische Unterhaltung auf den Leinwänden gesorgt. Aber auch einzeln brillierten sie – ungeahnte Parallelen eingeschlossen?
Ein Jahr vor dem ersten gemeinsamen Film startete mit Jack Lemmon die Komödie »Wie Bringt Man Seine Frau Um?« (USA 1965). Modern war dabei sicherlich, einen überzeugten Single zum Protagonisten zu machen, der lieber nächtliche Abenteuer schätzt, als die dauerhafte Knebelung und Knechtung durch einen Ring am Finger. Comiczeichner Stanley Ford und sein Butler Charles – großartig gespielt von Terry Thomas – sehen die Ehe als Fehler an. Schließlich lautet Ehe in lateinischer Langfassung »errare humanum est«. Doch nach einer Junggesellenabschiedsfeier stellt sich mit dem Erwachen das Grauen ein: Stanley Ford, verheiratet mit der nur Italienisch sprechenden Dame, die aus der Torte stieg. Keine Zweifel, man muss sie loswerden, mit allen Mitteln. Lange Rede, kurzer Sinn: Er lässt sein Alter Ego in Form der Comicfigur Bash Brannigan die Gattin um die Ecke bringen. Da aber auch die echte Mrs. Ford verschwindet, wird der Zeichner wegen Mordes ohne Leiche vor Gericht gestellt, bekennt sich schuldig – und plädiert auf Freispruch. Denn die Ehe erfordert Notwehr. Idealerweise stößt diese Verteidigungsstrategie bei der männlichen Jury auf offene Ohren. Doch allen Anzeichen und Verteidigungen aufkeimender postmoderner Lebensstile zum Trotz, lassen sich am Ende Stanley Ford und Butler Charles von den femininen Verlockungen übermannen. Charmant und mit Esprit wird im Film der Ausbruch aus konservativen Verhältnissen euphorisch gefeiert, nur um am Ende also die Kehrtwende als die einzig richtige Lösung anzubieten.
Das filmische Pendant mit Walter Matthau, »Leitfaden Für Seitensprünge« (USA 1967), schlägt mit einem stargefüllten Ensemble in dieselbe Kerbe. Ein verheirateter Mann will aus der ehelichen Trostlosigkeit ausbrechen und einem Freund nacheifern, der regelmäßig Seitensprünge wagt. In den Unterhaltungen und aberwitzigen Zwischensequenzen stellt sich jedoch immer mehr heraus, dass dieser Schritt umso pedantischer geplant sein muss, wenn man nicht erwischt werden will. Hervorstechend ist wiederum ein Auftritt von Terry Thomas, der vor Verzweiflung über einen verlorenen fremden BH im heimischen Schlafzimmer innerhalb kurzer Zeit vom stattlichen Mann zum gealterten Grauschopf mutiert. Auch hier wird die Ehe als zuschnürender Gürtel dargestellt, dem der abenteuersuchende Protagonist zumindest kurzzeitig entfliehen möchte. Erneut wird der Plan am Ende aufgegeben und die Rückkehr zur Herzensdame gefeiert, ohne dass der Konflikt zum Drama werden musste.
Wie lautet aber die Quintessenz dieser Filme? Deuten sie nur etwas an, ziehen es aber nicht durch? Oder hält sich hinter den vordergründigen Komödien vielmehr die Botschaft verborgen, an einem klassischen Beziehungsschema festzuhalten, statt einer locker-legeren postmodernen Sprunghaftigkeit nachzukommen? Im 21. Jahrhundert lässt sich das wohl umso schwerer eindeutig beantworten, sind doch plurale Lebensformen inzwischen der Standard. Zwar ist die Ehe noch Spitzenreiter, aber wohl nicht mehr das Nonplusultra. Im Blick auf die 1960er könnte sich aber durchaus eine Botschaft entfalten lassen, ist es doch ein von Änderungen gekennzeichnetes Jahrzehnt gewesen. Antikriegsdemonstrationen, Woodstock und die 68er gehören in den größeren Zeitrahmen. Die Filme könnten also als Erwiderung zum gesellschaftlichen Wandel angesehen werden.
Welche Intentionen auch bestanden haben, die Filme bieten nach wie vor charmante Unterhaltung – auch ohne, dass sich Jack und Walter gegenseitig anzicken müssen. Das Gegenwartskino beschert aber noch immer gleiche Kost: »Der Womanizer – Die Nacht Der Ex-Freundinnen« (USA 2009). Bleibt nur die Frage offen, mit welcher Botschaft nun worauf reagiert werden soll.