Man schreibt und erzählt von den Dingen, die man kennt und erlebt hat. Zusätzlich garniert man es mit schmackhaften Fiktionen. Im Metier der romantischen Unterhaltungskost entsteht so manchmal ein herzerfrischend munterer Schmaus. Manche dieser Gerichte können aber unerwartet ehrlich Liebesbeziehungen re- und dekonstruieren. Hier zwei Volltreffer.
Schaut man sich die romantische Komödie »Couchgeflüster« (USA 2005) an, kann man sicherlich denken, dass der Film Klischees bedient und die Handlungen und Figuren unrealistisch und naiv sind. Vielleicht aber auch nicht, denn andererseits kann man auch annehmen, dass Regisseur und Drehbuchautor Ben Younger die thematisierte Paarbeziehung zwischen einem jugendlichen Twen und einer Mitt-Dreißigerin in New York City semi-biographisch aufbereitet hat, wenn er deren unterschiedliche Lebenswelten und Lebensweisen aufeinanderprallen lässt. Rafi Gardet kommt zu Beginn aus einer langjährigen und nun zerrütteten Beziehung und ist deren gefestigten Strukturen schmerzhaft entrissen. An der Seite des leichtfüßig lebenden und sich auf der Suche nach sich selbst befindenden David Bloomberg entdeckt sie sich neu, lebt sich aus und tankt neue Kraft. Der jugendliche Liebhaber profitiert wiederum von den Erfahrungen seiner Geliebten und wird angeregt, seine Träume zu Zielen zu machen. Durch diese Beziehung und die damit verbundenen Primärerfahrungen kann er sich sein lebensweltliches Bild jedoch anders und komplexer als seine Freunde formen. Das Scheitern der Beziehung bleibt aber unausweichlich, denn die eminenten Erfahrungsunterschiede in den Lebensphasen zwischen dem Twen und der Mitt-Dreißigerin bleiben bestehen und werden zu Problemen. Eine ernsthafte und dauerhaft stabile Beziehung zwischen beiden kann nicht funktionieren. Vielmehr haben sie nur eine begrenzte Zeit miteinander, in der beide einander helfen zu reifen und aneinander wachsen. Ansonsten handelt es sich aber für beide um den falschen Augenblick, in dem sie sich treffen – und dennoch ist es für jeden auch der richtige Zeitpunkt. Letztendlich müssen beide feststellen, dass eine gemeinsame Zukunft chancenlos ist. Sie erkennt es schneller, er erkennt es in der jugendlichen Unerfahrenheit langsamer – aber beide sehen, dass es richtig ist. Das Wissen um die gemeinsame Zeit, die lebensweltlichen Differenzen und die Erkenntnis, dass die neuen Wege getrennt zu beschreiten sind, lässt sie weiterziehen. Sie hat eine neue Stärke, er hingegen eine unersetzbare Erfahrung.
Während in »Couchgeflüster« das Scheitern von Beziehungen ehrlich, aber humorvoll und erträglich ablief, ist »Blue Valentine« (USA 2010) hingegen ein Liebesfilm mit zutiefst ehrlich-melancholischem Blick. Die ereignis- und erlebnisreiche erste Zeit der Beziehung wird mit der später einsetzenden Stagnation, Verbitterung, der Aufgabe von Träumen und dem Wiederentdecken von verloren geglaubten individuellen Interessen offenherzig und schmerzhaft kontrastiert. Aber auch hier tragen beide Partner zum Scheitern der Beziehung bei. Der Film bietet dabei einen nüchternen, unmittelbaren und objektiven Blick auf die Charaktere, sodass das Geschehen umso zermürbender auf die Zuschauer niederprasselt. Bemerkenswert ist aber vor allem der metaphorische Charakter des Schlusses. Die Beziehung von Cynthia und Dean zerbricht ausgerechnet am 04. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. Das »Wir«, mit dem auch die amerikanische Verfassung beginnt, die Gemeinsamkeit zwischen beiden, zerbricht und jeder neue Schritt bedeutet Stück für Stück eine neue Unabhängigkeit für beide – bei allem damit verbundenem Trennungsschmerz. Im Scheitern des Gemeinsamen liegt aber auch hier die Hoffnung für die neugewonnene Unabhängigkeit von jedem Einzelnen.
Ob nun leichte oder schwere Kost, Komödie oder Drama – beiden Filmen ist gemein, dass sie überaus reflexive Charakter- und Paarzeichnungen sind. Und manch ein Zuschauer kann sich damit umso intensiver identifizieren – denn Beziehungen scheitern, aber sind kein Ende.