Anon (USA 2018)

Andrew Niccol, Regisseur von Science-Fiction-Filmen wie GATTACA (USA 1997), S1M0NE (USA 2002) und IN TIME – DEINE ZEIT LÄUFT AB (USA 2011), hat mit ANON (USA 2018) einmal mehr einen Spielfilm erschaffen, dessen dystopisches Szenario auf den gesellschaftlich-technologischen Entwicklungen der Gegenwart aufbaut. In einer Welt, in der über die Augen alles aufgezeichnet, gesteuert und durchleuchtet werden kann, gibt es keine geheimbleibenden Informationen mehr. Die Privatsphäre wird bereitwillig aufgelöst und der Job des Detectives Sal Frieland damit umso einfacher. Schwer wird es jedoch, als er einen Mord aufklären soll, bei dem das Opfer gehackt wurde und damit keine Aufzeichnungen vom Täter gemacht werden konnten …

Immer wieder schafft es Andrew Niccol, Themen aufzugreifen, die am technologischen Puls der Zeit sind, und diese kritisch zu diskutieren. In ANON (USA 2018) geht es nun um Transparenz und Manipulation von Informationen in der Zeit von Social Media und die bereitwillige Offenbarung davon, die immer mehr um sich greift und in diesem Krimi-Szenarion bereits eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit ist. Nur eine junge Dame scheint sich dem Ganzen entziehen und anonym bleiben zu wollen. Dabei gerät sie jedoch in den Fokus der Ermittlungen.

Die Art der detailverliebten Erzählung und Inszenierung ist spanennd und hat bei mir auch häufig Überlegungen aufkommen lassen, wie sehr sich ANON (USA 2018) auch mit der Serie BLACK MIRROR (UK 2011-?) von Charlie Brooker vergleichen lässt bzw. da hineinpasst. Das macht es für mich besonders spannend, denn was Charlie Brooker im Bereich Serie ist, das ist Andrew Niccol für Spielfilme – allerdings mit dem Unterschied, dass BLACK MIRROR (UK 2011-?) deutlich intensiver und kompromissloser ist, was gesellschaftsrelevante Diskussion der Themen anbelangt. Deshalb wirkt ANON (USA 2018) teilweise auch recht langatmig und mit inhaltlichen Längen, die nichts vorantreiben. Oder anders gesagt: Andrew Niccol hat für ANON (USA 2018) ein äußerst spannendes Konzept entwickelt, dass in der inhaltlichen Umsetzung aber viel Potential verschenkt. Alternativ wäre es sehr spannend, wenn Andrew Niccol das grundsätzliche Konzept in einer Art Mini-Anthology-Serie umgesetzt hätte – quasi in Anlehnung an BLACK MIRROR (UK 2011-?). Jede neue Folge hätte es dann ermöglicht, neue Schwerpunkte zu setzen und die Idee intensiver zu verfolgen und zu diskutieren.

Die vielleicht wichtigste inhaltliche Diskussion findet sich in ANON (USA 2018) erst ziemlich am Schluss, wenn es um die bereitwillige Offenlegung oder das bewusste Verbergen von Informationen geht. Die von Amanda Seyfried gespielte junge und anonym bleiben wollende Dame bringt es für sich auf den Punkt: “Ich habe nichts zu verbergen. Da ist nur nichts, was ich euch zeigen will.” Diese Unterhaltung ist spannend und wichtig – nur ist der vorhergehende Spielfilm dafür größtenteils nicht relevant oder zielführend. ANON (USA 2018) bleibt dementsprechend inhaltlich blasser, als das Thema und das Konzept eigentlich ermöglichen würden. Konzept: Top. Inhalt: Flop.

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