The Purge – Season 1 (USA 2018)

Nach THE PURGE (USA 2015), THE PURGE: ANARCHY (USA 2016), THE PURGE: ELECTION YEAR (USA 2017) und THE FIRST PURGE (USA 2018) folgt nun die Serie THE PURGE (USA 2018), bei der sich alles um die Nacht der Säuberung dreht. Von abends um sieben am 21. März eines jeden Jahres sind für zwölf Stunden alle Verbrechen in den USA frei von Verfolgung und Strafe. Gleichzeitig sind alle Sicherheitsbehörden etc. außer Dienst. Diese Nacht des Ausbruchs und der exzessiven Gewalt hat dafür gesorgt, dass die Jahres-Quote für Verbrechen auf 1% gesunken ist. Die Säuberung ist ein Ritual, das in der gesamten Gesellschaft zelebriert wird. Wer säubert, ist kein Verbrecher.

Die Prämisse der Spielfilme ist äußerst spannend, hat sich in der Ausrichtung und Umsetzung aber schnell erschöpft, da der Fokus eigentlich immer auf denselben Elementen liegt: Menschen, die nicht unbedingt säubern wollen oder aus Gegenwehr daran teilnehmen, stehen im Mittelpunkt der Geschichten. Die Distanz zur Säuberung bleibt erhalten, da sie meistens unfreiwillig und schutzlos damit konfrontiert werden. Zudem dreht es sich in allen Teilen eigentlich immer um die schlimmsten Verbrechen, die am Menschen. Körperverletzung, Folter und Mord. Wer säubert, scheint nur hierauf versessen zu sein. Alles darunter findet zwar auch statt, wird aber nie genauer beleuchtet.

Genau hier hätte die Serie die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten und ganz andere Blickwinkel einzunehmen. Allerdings folgt sie denselben Mustern wie die Spielfilme. Über zehn Episoden verfolgt man die Geschichten verschiedener Charaktere in dieser einen Nacht, die alle mehr oder weniger unfreiwillig mit der Säuberung in Berührung kommen. In dieser Hinsicht ist die Serie eben nichts anderes als die in die Länge gezogenen Spielfilme. Das Potential für gesellschaftskritische Diskussionen wird nichts ausgeschöpft. Thematisch würde sich viel ausbauen lassen. Das Ganze als Anthologie-Serie zu entwickeln, in der jede Folge eine andere Geschichte erzählt und einen anderen Einblick in die Nacht gibt, würde viel hergeben. Die Zuschauer könnten so auch viel näher an die Säuberung herangeführt werden, in dem einzelne Leute, die in der Nacht absichtlich unterwegs sind, begleitet und in den Motiven gezeigt werden.

Dennoch sind die Geschichten der Charaktere, die beleuchtet werden, individuell äußerst spannend: Ein ambitioniertes Paar in einer von versteckter Liebe und Eifersucht geprägten Dreiecks-Beziehung, ein junges Mädchen, das seit der ersten Säuberung traumatisiert ist und sich der Säuberung freiwillig hingegeben will, und deren Bruder, der sie sucht, und Jane, die vielleicht die spannendste und gegenwärtigste Geschichte erzählt: Jane arbeitet für ein Wirtschaftsunternehmen und muss in der Nacht ein internationales Geschäft über die Bühne bringen. Jane steht, mit allen Überzeugungen, Ambitionen, Erfahrungen und Erlebnissen, vor und während der Säuberung, in die gesellschaftliche Zeit und Diskussion von #metoo. Vielleicht sind diese Augenblicke der Serie die inhaltlich relevantesten und spannendsten, die die Serie zu bieten hat.

Das Problem der Spielfilme bleibt auch in der Serie bestehen: In der Prämisse ist THE PURGE (USA 2018) intensiv und schockierend. In der Ausrichtung und Umsetzung wird der Blick auf die Themen mit Relevanz und deren Diskussion aber leider zu umfassend gescheut. Die erste Staffel von THE PURGE (USA 2018) bringt weder neue noch zu unerwartete Dinge. Wer den Spielfilmen etwas abgewinnen kann, ist auch bei der Serie gut aufgehoben.